Donnerstag, Dezember 16, 2010

viral vs. talented web videos

nachdem ich kürzlich auf governance across borders darüber gebloggt habe, dass und warum ich (gefühlt) nur jedes dritte internet-video auf facebook oder sonstwo ansehen kann, weil es urheberrechtlich geschützten "content" von irgendeinem der großen major-labels enthält, hier nun aus aktuellem anlass ein kurzes follow-up. Time Magazine veröffentlicht am ende des jahres traditionell "The Top 10 of Everything". in zahlreichen dieser listen kommen online-videos vor, einige listen wie "Viral Videos", "Talented Web Videos" oder "Songs" bestehen ausschließlich aus ebensolchen.

hier nun eine kurze statistik über den zugang zu diesen dort eingebetteten videos in deutschland auf youtube:

kleine zusatzinformation: die 3 blockierten videos in der kategorie "Talented Web Videos" wurden von Time auf die plätze 1, 3, und 4 gewählt. mit anderen worten: gerade die besten und kreativsten videos sind blockiert. interessant ist der vergleich mit den "Viral Videos", von denen kein einziges blockiert ist. in der beschreibung der kategorie "Talented Web Videos" schreibt Time:
"As this year's list of the top viral videos clearly shows, not all that goes viral is great. The flipside is also sadly true: not all great videos go viral."
ein grund dafür, dass auch beeindruckende videos nicht "viral" werden, dürfte demnach die sperrpolitik der musikindustrie sein - auch wenn die musik in diesen videos keineswegs im vordergrund der kreativen leistung steht.

in der kategorie "songs" bleibt die frage, ob Time titel in seine top-10-liste aufgenommen hätte, von denen in den USA kein online-video frei zugänglich gewesen wäre. ich vermute mal nein.

ps: eine erweiterte version dieses blogeintrags in englischer Sprache findet sich auf governancexborders.

Donnerstag, November 11, 2010

orakeln

"Rating-Agentur macht Politik: S&P orakelt Herabstufung ab 2040(!). @ bringt den Schwachsinn trotzdem: " twittert Jakob Huber. aus diesem anlass möchte ich an dieser stelle auf einen etwas älteren artikel für ben blog der Sektion Acht verweisen, wo ich unter dem titel "Agent(ur)en des Bösen: Orakel der Finanzmärkte" unter anderem folgendes geschrieben habe:

Rating-Agenturen spielen quasi hochoffiziell die Rolle eines Finanzmarkt-Orakels. Mit Orakeln im antiken Griechenland teilen sie nicht nur den Vorzug einer angesehen-privilegierten Stellung, sondern auch eine Reihe ihrer Probleme: Erstens werden antike wie moderne Orakel von denen beauftragt und ausgehalten – KönigInnen bzw. Firmen – deren Zukunft sie vorhersagen sollen. Allzu kritische Einschätzungen der Lage müssen deshalb entweder unterbleiben oder stark verklausuliert abgegeben werden. Noch im August 2008 bewerteten Standard&Poor’s bzw. Moody’s die Bank Lehmann Brothers mit A bzw. A2 – im September folgte bekanntlich der Konkurs des Instituts.

Zweitens kämpfen Orakel damit, dass ihre Prophezeiungen entweder selbsterfüllend oder selbstbesiegend sein können: Bekanntestes Beispiel einer selbsterfüllenden Prophezeiung ist die legendäre Prophezeiung des Orakels von Delphi, Ödipus werde seinen Vater töten und dessen Gattin – seine Mutter – heiraten. Auf Grund dieser Prophezeiung setzte der Vater seinen Sohn Ödipus in der Wildnis aus und sorgte erst dadurch dafür, dass dieser Jahre später seine Eltern nicht kannte, ihn selbst töten und die eigene Mutter heiraten konnte. Bei Rating-Agenturen können es erst die durch eine Abstufung erhöhten Kosten der Verschuldung sein, die SchuldnerInnen in Zahlungsschwierigkeiten bringen, die ohne Abstufung nie eingetreten wären. Umgekehrt kann eine prognostizierte Niederlage/Bankrott durch entsprechende Gegenmaßnahmen noch abgewendet und die Propheizeiung so Lügen strafen.

Allgemeiner gesprochen liegt das Hauptproblem von Vorhersagen darin, dass sie in die Strategien und Handlungen der AkteurInnen wieder eingehen, und man so auch danach nie wissen kann, ob die Vorhersage richtig war, oder erst selbst zum vorhergesagten Ergebnis geführt hat.

Dienstag, Oktober 12, 2010

jury


bereits einmal war ich dieses jahr in einer jury, und zwar im logo-contest für die Free Culture Research Conference 2010. unerwarteterweise wurde ich kurz darauf noch für eine weitere jury angefragt, nämlich für jene des ideenwettbewerbs WissensWert von Wikimedia Deutschland. bis 15. oktober können dort noch ideen zu folgendem aufruf eingereicht werden:
„Sei mutig!“ und überrasche uns mit deinen Ideen zur Erstellung, Sammlung und Verbreitung Freier Inhalte. Überzeuge uns von deinem Vorhaben, den Zugang zu Wissen und Bildung zu fördern! Präsentiere uns deine Idee zu Freiem Wissen, Freien Lizenzen oder Freier Software. Dabei prämieren wir keine Ideen nur der guten Idee wegen, sondern stellen ausgewählten Einreichern Geld zur Verfügung, damit sie ihre Idee selber umsetzen können.

Mittwoch, September 22, 2010

der volksheld der Huzulen

seit google oder amazon bücher im volltext durchsuchen, führt die suche nach dem eigenen namen bisweilen erstaunliches zu tage. so bin ich jedenfalls auf folgende stelle in Franz Kösslers "Landschaften in Osteuropa" gestoßen:
"Das Volk der Huzulen lebt von der Außenwelt ziemlich abgeschnitten, interessiert sich kaum für die Politik in Bukarest und wüsste man von Brüssel, würde man es nicht wissen wollen. Die Menschen sind voll damit beschäftigt sich in der rauen Natur und auf den kargen Böden zu behaupten; sie trotzen Wind und Wetter und verehren ihren Volkshelden, den Heiduken Dobusch, der einst als Räuber die Reichen beraubt und die Beute unter den Armen verteilte."
Wikipedia zufolge ist übrigens schon der begriff "Heidu(c)k" mehrdeutig:
"Er bezeichnet sowohl einfache Räuber, die Leute ohne Unterschied auf Herkunft und sozialen Status überfallen und gemordet haben, wie auch irreguläre Milizen oder Freiheitskämpfer bis hin zu sozialistischen Revolutionären."

Samstag, September 04, 2010

weltgeist (1): sarrazin

nach langer pause wiedermal zeit für einen eintrag und dafür gleich der auftakt für eine neue serie: weltgeist. der titanic entlehnt, die in ihren "briefen an die leser" diesem auch regelmäßig huldigt, sollen hier fälle zufälliger schönheit und perfektion gewürdigt werden, die intendiert unerreichbar wären.

den anfang macht dieser wunderschöne wörterbucheintrag zur aktuell in deutschland tobenden Sarrazin-debatte:

Donnerstag, April 22, 2010

werbung in eigener sache (ctd.)

es ist zwar schon eine weile her, gestern hat die nachricht vom "Wolfgang-Heilmann-Preis für humane Nutzung der Informationstechnologie" für "Freie Netze. Freies Wissen." aber sogar noch zu einer kurzmeldung in der Berliner Zeitung geführt - besonderes augenmerk verdient wohl die bildunterschrift:
etwas mehr informationen zu den hintergründen des preises finden sich im blog auf freienetze.at sowie in einem buchbeitrag, den christian forsterleitner und ich für einen sammelband zum 10jährigen jubiläum der preisverleihenden Integrata-Stiftung verfasst haben.