diesmal: "Ich hatte die Zeit meines Lebens: Über den Film 'Dirty Dancing' und seine Bedeutung", herausgegeben von Hannah Pilarczyk. der band ist erst 2012 im Verbrecher Verlag Berlin erschienen, aber dennoch bereits vergriffen und - zumindest nach einer kurzen recherche meinerseits - auch nicht als e-book erhältlich. insofern qualifiziert sich das buch für diese reihe.
der sammelband ist eine würdigung für einen film, der über 30 jahre nach seinem erscheinen zwar immer noch und immer wieder gern gesehen, gleichzeitig aber tendenziell als seichte und unpolitische unterhaltung abgetan wird. im deutschsprachigen wikipedia-artikel zu Dirty Dancing wird bis heute unter "Kritiken" nur folgendes zitat aus dem "Lexikon des Internationalen Films" angeführt:
Der Überraschungserfolg der Kinosaison 1987/88 entpuppt sich als inhaltlich und formal gleichermaßen biederer Unterhaltungsfilm, der leichte Anrüchigkeit mit sentimentaler Moral zu kombinieren versucht, in der Präsentation von Tanzszenen und Liebesromanze mit Happy-End aber ganz offensichtlich einen ‚zeitgeistlichen Nerv‘ getroffen hat.die lektüre von "Ich hatte die Zeit meines Lebens" dokumentiert demgegenüber, dass nichts falscher sein könnte, als so ein fazit. schon eher das gegenteil ist wahr. egal "ob Coming-of-Age, Porträt der 1960er oder chick flick" (S. 33), dirty dancing ist ein film "mit einer weiblichen Hauptfigur und mit Frauen an den entscheidenden Positionen Drehbuch und Produktion" (S.30), was auch "inhaltlich und formal" deutlich wird: von dem weiblichen blick auf den männlichen hauptdarsteller über die behandlung des themas abtreibung bis hin zur utopistisch angehauchten abschlussszene.
schon bevor ich über eine empfehlung via facebook auf den band aufmerksam geworden bin, hatte ich irgendwo gelesen, wie schwierig es für die macherinnen Eleanor Bergstein und Linda Gottlieb gewesen war, den film überhaupt finanziert zu bekommen. im ersten kapitel des bands von herausgeberin Hannah Pilarczyk selbst wird so auch zunächst einmal die entstehungsgeschichte des films nachgezeichnet, der 43 mal von filmstudios und produktionsfirmen abgelehnt worden war, bevor er schließlich mit halbiertem budget doch noch produziert werden konnte.
in den übrigen beiträgen werden dann verschiedene aspekte des films genauer unter die lupe genommen, wie zum beispiel der umgang mit jüdischer identät, (dem ausblenden) der rassenfrage oder der musikhistorischen einordnung des soundtracks. wie immer bei sammelbänden gibt es ein paar wiederholungen und variiert die qualität der beiträge, aber dennoch ist jeder einzelne lesenswert.
wenn ich einen wunsch frei hätte, würde ich als nächstes gerne einen ähnlichen sammelband über die meiner meinung nach ähnlich unterschätzte Sat1-serie "Danni Lowinski" lesen (hier eine kurze würdigung der serie bei netzpolitik.org). vielleicht braucht es dafür aber auch den abstand von 25 jahren. das wäre dann 2035.
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